Liebe KHGler,

mit Verspaetung (entschuldigt bitte, dass ich meinen Einsatz letzte
Woche verpasst habe) schicke ich Euch einige Gedanken zu Psalm 16, hier in der
Uebersetzung des Muensterschwarzacher Psalters:

2 Behuete mich, Gott, denn ich fluechte zu dir./
Ich sage zum HERRN: "Mein Herr bist du,
mein ganzes Glueck bist du allein."

3 Ueber die 'Heiligen', die im Lande sind, sage ich
und ueber die 'Herrlichen', die mir so gefielen:
4 "Wer einem anderen Gott nachlaeuft,
dessen Schmerzen mehren sich.

Nie mehr will ich Opferblut spenden,
und nie mehr nehm ich ihre Namen auf die Lippen."

5 HERR, du bist mein Anteil und Becher,
du selber haeltst mein Los in der Hand.

6 Die Messschnur fiel mir auf liebliches Land:
ja, mein Erbe gefaellt mir gut.

7 Ich preise den HERRN, der mir Rat erteilt:
selbst zur Nacht ermahnt mich mein Gewissen.

8 Ich stelle mir den HERRN bestaendig vor Augen;
er steht mir zur Rechten: - ich werde nicht wanken!

9 Darum freut sich mein Herz, meine Seele ist froehlich,
sorglos ruht auch mein Leib.

10 Denn du gibst mich nicht preis der Unterwelt,
deinen Frommen laesst du nicht schauen die Grube.

11 Du zeigst mir den Weg zum Leben.
Vor deinem Angesicht ist Freude in Fuelle,
zu deiner Rechten ist Wonne auf ewig.



Was fuer eine Vorstellung: Da hat einer eine Beziehung zu seinem Gott gefunden,
die ihm voellige Sicherheit gibt. Er hat seinen Platz auf seinem Land gefunden,
und Gott schuetzt ihn vor seinen Feinden. Das ist bitter noetig, der Psalm
beginnt damit, dass der Beter sich zu Gott "fluechtet" -- in Gottes Naehe kann
aber auch der Gedanke an die Feinde nicht mehr beunruhigen, es bleiben nur, als
Gipfelpunkt in V. 11, "Freude in Fuelle" und "Wonne auf ewig". Bei diesem Gott
moechte ich auch sein, und ich finde in dem Psalm die Zusage, dass Gott sich
das auch so vorstellt.

Dann fange ich an, das Kleingedruckte zu lesen: Hier betet jemand, der von sich
sagen kann: "Ich stelle mir den Herrn bestaendig vor Augen." Das kann ich, wenn
ich ehrlich bin, von mir nicht behaupten, wenn ich es auch (meistens) gerne so
haette. Weiter stelle ich fest, dass Sicherheit, Freude und Wonne auf der
Grundlage von V. 2 ruhen: "Mein ganzes Glueck bist du allein." Ich wuensch mir
da schon noch manches andere (andere Goetter?), aber das kann dann offenbar
nicht mehr wichtig sein.

Da gibt es also Bedingungen zu erfuellen fuer die enge Gemeinschaft mit Gott,
die der Psalm so eindruecklich schildert, und damit stellt sich die Frage, ob
ich mich dahin auf den Weg machen will. Neben dem Ansporn, den der Blick auf
das Ziel gibt, hat der Psalm auch noch eine Zusage (V. 7): Gott erteilt Rat,
"selbst zur Nacht ermahnt mich mein Gewissen". Das wendet den Blick noch
einmal: Ich muss nicht die Perfektion erreichen, die der Psalm schildert, bevor
Gott sich mit mir abgibt. Er kuemmert sich auch, solange ich auf dem Weg bin,
und gibt seinen Rat, damit ich mich nicht verlaufe. Mit dieser Zusage im
Ruecken kann mich mich dann auf den Weg machen, hin auf das grosse Ziel, mein
Glueck einmal ganz in Gott zu finden. Und wer weiss, vielleicht lohnt sich auch
schon der Weg...


Fuer die naechste Etappe reiche ich den Stab weiter an Ludger.

Liebe Gruesse,

Thomas


Eine Übersicht zur KHG Bibel-Stafette 2003 gibt's unter
http://www.dfki.uni-kl.de/~elst/html/bibel2003/

Die Bibel-Stafette wird mittels eines List-Servers am RHRK der Uni Kaiserslautern verwaltet:
http://sun.rhrk.uni-kl.de/wws/info/khg-bibel