Liebe Bibel-Leser,
mit Paulus und seiner Theologie habe ich mich schon immer etwas schwer
getan, aber gerade das hat mich auch immer wieder zu seinen Worten
hingezogen. An einer Stelle fühle ich mich ihm manchmal geradezu verwandt:

14 Das Gesetz ist von Gottes Geist bestimmt. Das wissen wir genau. Ich aber
bin nur ein Mensch und der Herrschaft der Sünde ausgeliefert. 15 Ich
verstehe ja selber nicht, was ich tue. Das Gute, das ich mir vornehme, tue
ich nicht; aber was ich verabscheue, das tue ich. 16 Bin ich mir aber
bewußt, daß ich falsch handle, dann gebe ich damit zu, daß Gottes Gesetz gut
ist. 17 Das aber bedeutet: Nicht ich selbst tue das Böse, sondern die Sünde,
die in mir wohnt, treibt mich dazu.
18 Ich weiß wohl, daß der Mensch von Natur aus nicht gut ist. Deshalb werde
ich niemals das Gute tun können, so sehr ich mich auch darum bemühe. 19 Ich
will zwar immer wieder Gutes tun und tue doch das Schlechte; ich verabscheue
das Böse, aber ich tue es dennoch. 20 Wenn ich also immer wieder gegen meine
Absicht handle, dann ist klar, daß es die Sünde in mir ist, die mich zu
allem Bösen verführt. 21 Ich mache immer wieder dieselbe Erfahrung: Das Gute
will ich tun, aber ich tue das Böse. 22 Ich wünsche mir nichts sehnlicher,
als Gottes Gesetz zu erfüllen. 23 Dennoch handle ich nach einem anderen
Gesetz, das in mir wohnt. Dieser Widerspruch zwischen meiner richtigen
Einsicht und meinem falschen Handeln beweist, daß ich ein Gefangener der
Sünde bin. 24 Ich stelle also fest: Innerlich stimme ich zwar dem Gesetz
Gottes zu, aber in meinen Taten folge ich dem Gesetz der Sünde. Ich
unglückseliger Mensch! Wer wird mich jemals aus dieser Gefangenschaft
befreien? Gott sei Dank! Durch unseren Herrn Jesus Christus sind wir bereits
befreit.

So etwas kenne ich in vielerlei Beispielen an mir selbst: Ich weiß genau,
dass ich jetzt eigentlich konzentriert an etwas arbeiten sollte, aber ich
schweife ständig ab und vertue Zeit. Ich weiß, ich sollte mit dem Menschen
reden, der gestern sauer auf mich war, und mich entschuldigen, aber ich tue
es nicht. Ich weiß, dass ich mal wieder zuhause anrufen sollte, aber es gibt
so viel, was mir wichtiger ist. Ich weiß, dass ich dies und das nicht tun
sollte, aber ich tue es.
Manchmal macht mich das ganz mutlos, dann fange ich an, mich selbst
anzuklagen, ja zu hassen. Warum bin ich so egoistisch, launisch, feige und
bequem? Wenn ich jemandem begegnete, der sich so verhält, wie ich mich
gerade verhalten habe, würde ich mich bestimmt auch nicht mögen. Ich hoffe
und erwarte, dass mich Menschen mögen, wie ich bin, aber ich benehme mich
wie ein Elefant im Porzellanladen. Dabei stehe ich manchmal in Gedanken
kopfschüttelnd neben mir und möchte mich selbst ohrfeigen.
Auch Paulus kannte das. Er fragt sich, warum der Mensch, ja konkret er
selbst, noch sündigt, obwohl er doch in Gottes Gnade steht und nach Seinen
Geboten handeln will. Und seine Einsicht: es soll offenbar werden, dass der
Mensch sich nicht selbst erlösen kann. Wir sind in jedem Abschnitt unseres
Lebens immer ganz auf Gottes Barmherzigkeit angewiesen. Nur das Vertrauen
darauf, von Ihm geliebt zu werden, trotzdem, und mehr als wir uns selbst
lieben können, kann uns aus der Verzweiflung befreien, nicht aus unserer
Haut zu können. Wenn Er in uns einen Menschen sieht, der das Potential hat,
heil und ganz zu sein, wie kann ich das dann bezweifeln? Aber es ist
manchmal schwer, sich daran festzuhalten.
Es braucht hin und wieder auch einen Menschen, der uns "das Ja des
Sein-Dürfens zuspricht" (Roger Schutz). Dann fällt es uns leichter, uns als
Menschen zu empfinden, die sein dürfen und werden dürfen.
Hin und wieder sollten auch wir versuchen, einem anderen Menschen dieses
Gefühl zu geben, dass er/sie angenommen ist, wie er/sie ist. In aller
Armseligkeit.

Viel Kraft für den Alltag mit dir selbst, deinem Mitmenschen und deinem Gott
wünscht dir
Sr. Franziska



Eine Übersicht zur KHG Bibel-Stafette 2003 gibt's unter
http://www.dfki.uni-kl.de/~elst/html/bibel2003/

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