Hallo liebe Bibelleser,
ich schicke diesen Text lieber heute ab, weil ich ihn im Trubel des nächsten
Wochenendes (Schulfest...) vergessen könnte:

Rut 1, 1-17 (Übersetzung: Gute Nachricht Bibel)
1 Es war die Zeit, als das Volk Israel noch von Richtern geführt wurde. Weil
im Land eine Hungersnot herrschte, verließ ein Mann aus Betlehem im Gebiet
von Juda seine Heimatstadt und suchte mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen
Zuflucht im Land Moab. 2 Der Mann hieß Elimelech, die Frau Noomi; die Söhne
waren Machlon und Kiljon. Die Familie gehörte zur Sippe Efrat, die in
Betlehem in Juda lebte. Während sie im Land Moab waren, 3 starb Elimelech,
und Noomi blieb mit ihren beiden Söhnen allein zurück. 4 Die Söhne
heirateten zwei moabitische Frauen, Orpa und Rut. Aber zehn Jahre später
starben auch Machlon und Kiljon, 5 und ihre Mutter Noomi war nun ganz
allein, ohne Mann und ohne Kinder. 6-7 Als sie erfuhr, daß der HERR seinem
Volk geholfen hatte und es in Juda wieder zu essen gab, entschloß sie sich,
das Land Moab zu verlassen und nach Juda zurückzukehren. Ihre
Schwiegertöchter gingen mit. 8 Unterwegs sagte sie zu den beiden: »Kehrt
wieder um! Geht zurück, jede ins Haus ihrer Mutter! Der HERR vergelte euch
alles Gute, das ihr an den Verstorbenen und an mir getan habt. 9 Er gebe
euch wieder einen Mann und lasse euch ein neues Zuhause finden.« Noomi küßte
die beiden zum Abschied. Doch sie weinten 10 und sagten zu ihr: »Wir
verlassen dich nicht! Wir gehen mit dir zu deinem Volk.« 11 Noomi wehrte
ab: »Kehrt doch um, meine Töchter! Warum wollt ihr mit mir gehen? Habe ich
etwa noch Söhne zu erwarten, die eure Männer werden könnten? 12 Geht, meine
Töchter, kehrt um! Ich bin zu alt, um noch einmal zu heiraten. Und selbst
wenn es möglich wäre und ich es noch heute tun würde und dann Söhne zur Welt
brächte - 13 wolltet ihr etwa warten, bis sie groß geworden sind? Wolltet
ihr so lange allein bleiben und auf einen Mann warten? Nein, meine Töchter!
Ich kann euch nicht zumuten, daß ihr das bittere Schicksal teilt, das der
HERR mir bereitet hat.« 14 Da weinten Rut und Orpa noch mehr. Orpa küßte
ihre Schwiegermutter und nahm Abschied; aber Rut blieb bei ihr. 15 Noomi
redete ihr zu: »Du siehst, deine Schwägerin ist zu ihrem Volk und zu ihrem
Gott zurückgegangen. Mach es wie sie, geh ihr nach!« 16 Aber Rut
antwortete: »Dränge mich nicht, dich auch zu verlassen. Ich gehe nicht weg
von dir! Wohin du gehst, dorthin gehe ich auch; wo du bleibst, da bleibe ich
auch. Dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott. 17 Wo du
stirbst, will ich auch sterben, und dort will ich begraben werden. Der Zorn
des HERRN soll mich treffen, wenn ich nicht Wort halte: Nur der Tod kann
mich von dir trennen!«

Was mich am Buch Rut fasziniert, ja beschämt, ist die Treue einer einfachen
Frau zu der Schwiegermutter, die sie liebgewonnen hat. Da muss sie um ihren
Mann trauern, hat keine Kinder, niemand wird sie später versorgen. Und Noomi
hat Heimweh und will zurück nach Israel. Sie weiß genau, dass ihre
Schwiegertöchter als Ausländerinnen dort keinen Mann und kein Ansehen
bekommen werden. Und doch geht Rut mit.
Am Ende des Buches wird Rut jemanden finden, der sie liebt und mit ihr eine
Zukunft aufbaut. Ihre Treue wird sozusagen belohnt. Aber jetzt handelt sie
ins Ungewisse hinein, mit dem Herzen.
Oft plane ich alles ganz genau, lasse keine spontanen Entscheidungen, ja
nicht einmal vom Herzen als richtig erkannte Entscheidungen zu, suche nach
Absicherung und meinem eigenen Auskommen. Würde ich, um einen mir vertrauten
Menschen nicht allein zu lassen, so auf alles verzichten? Würde ich mich auf
eine fremde Kultur einlassen, die mich ablehnt, um eines einzelnen Menschen
willen?
Und mehr noch: Handeln nicht manche Menschen immer wieder so, ziehen mit
einem islamischen Partner nach Syrien oder Iran, heiraten als Menschen aus
Ruanda oder Kenia einen Menschen aus Deutschland und bleiben hier, machen
hier eine Ausbildung und haben keinen Anschluss an andere?
Was tun wir, um ihnen das Gefühl des Fremdseins zu lindern?

Als kleine Zugabe möchte ich einen Text von Bischöfin Maria Jepsen (Hamburg)
zitieren, der mir sehr gefallen hat und mich wieder neu zum Bibellesen
animiert hat:

"Es gibt schlafende Sätze in der Bibel, so stelle ich es
mir vor, die sich dort ausruhen und Kraft sammeln und
die, wenn ich älter werde, zu mir kommen, um mir etwas zu
sagen. Andere haben mich längst wieder verlassen und sind
zurückgekehrt und nur noch im Buch und gar nicht mehr mit
mir unterwegs.
Einige Sätze sind schon wach und schauen mich an,
Wörter blinzeln mir zu und ich weiß nicht, warum; ich weiß
nicht, was sie wollen von mir oder mit mir. Irgendwann werden
sie geschehen, sich losreißen und mir ins Herz dringen.
Die Bibel ist ein lebendiges Buch - richtig tot und abgetan
für alle Zeiten ist nichts in ihr. So wie eine Knospe plötzlich
aufbricht oder ein Vulkan mit einem Mal wieder Feuer spuckt
- so trifft es mich.
Ich weiß nicht, wie viele Sätze in der Bibel auf mich
warten. Ich weiß nicht, welche Bibelwörter für Sie, die Sie
dies gerade lesen, in ihr liegen und warten, um in unser
Leben einzugreifen. Doch eines weiß und glaube ich: Die Bibel
brodelt. Dauernd sind Wörter unterwegs uns aufzurütteln oder
sanft zu trösten. Und manche Wörter schlafen, bis ihre Zeit
gekommen ist."

Eure Sr. Franziska

Das Staffelholz geht weiter an Monika Koster.






Eine Übersicht zur KHG Bibel-Staffette 2003 gibt's unter
http://www.dfki.uni-kl.de/~elst/html/bibel2003/

Die Bibel-Staffette wird mittels eines List-Servers am RHRK der Uni Kaiserslautern verwaltet:
http://sun.rhrk.uni-kl.de/wws/info/khg-bibel