Hallo alle zusammen,

Zunächst möchte ich mich mal dafür entschuldigen, daß der Stafetten-Stab bei der Übergabe an mich zunächst "hingefallen" war. Irgendwie hatte ich nicht kappiert, daß nach Daniela Löser ich an der Reihe war, und als ich es dann kapiert hatte, war's bei mir von Seiten des Berufs ein bischen stressig geworden, so daß ich leider erst jetzt dazu komme, den Stab wieder aufzunehmen und meine "Bibelrunde" zu laufen.

Die Stelle, die ich mir ausgesucht habe, beschäftigt mich oft wenn ich über meinen Lebensentwurf nachdenke und darüber, in welcher Beziehung er steht zu den Vorstellungen, die Gott wohl davon hat, wie er aussehen könnte und sollte. Es handelt sich um den seltsamen Kampf Jakobs mit dem "Engel":


Genesis 32, 23 - 29

23 Und Jakob stand auf in der Nacht und nahm seine beiden Frauen und die beiden Mägde und seine elf Söhne und zog an die Furt des Jabbok, 24 nahm sie und führte sie über das Wasser, sodass hinüberkam, was er hatte, 25 und blieb allein zurück. Da rang ein Mann mit ihm, bis die Morgenröte anbrach. 26 Und als er sah, dass er ihn nicht übermochte, schlug er ihn auf das Gelenk seiner Hüfte, und das Gelenk der Hüfte Jakobs wurde über dem Ringen mit ihm verrenkt. 27 Und er sprach: Lass mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn. 28 Er sprach: Wie heißt du? Er antwortete: Jakob. 29 Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.



Den Aspekt, den ich herausgreifen möchte, ist sicher nur einer von vielen, unter denen man diese Stelle betrachten kann und ich gebe zu, daß man durchaus geteilter Meinung sein kann, wie dieses alles zu werten ist. Meine Version wäre folgende:

1. Zum Hintergrund
Jakob steht kurz vor der Rückkehr in das Land Kanaa. Im Ausland hat er es durchaus zu etwas gebracht und reist mit seiner Großfamilie und Einigem an Besitz an. Dabei stehen seine Karten nicht besonders gut. Bei seiner Rückkehr muß er sich seiner dunklen Vergangenheit stellen und seinem Bruder Esau gegenübertreten, den er vor Zeiten betrogen und um das Erbe ihres Vaters Isaac gebracht hat. Esau ist König und hat durchaus die Mittel und die Absicht, sich an Jakob zu rächen und zieht ihm mit einer Steitmacht entgegen.

Doch bleibt Jakob keine Wahl: Er muß zurück nach Kanaa, wenn er eine Lebensperspektive, eine Zukunft und eine Vision für sich und seine Familie gewinnen will. Er tut es auch, um die Verheißung Gottes wahr werden zu lassen, ihn zu einem großen Volk zu machen.
An diesem Scheidepunkt steht diese seltsame Szene des Kampfes mit Gott.

Fazit1: Jakob stellt sich dem Leben, mit seinen Verheißungen und seinen Lasten aus der Vergangenheit. Er kneift nicht. Er will (und muß) es angehen und zu gestalten versuchen. So gesehen ist Jakob ist ein "Macher", ein "Manager". Kein Mensch, der die Dinge " mal auf sich zukommen läßt", kein Mensch des "Aussitzens" und des "Schau'n mer mal".

2. Jakob legt sich mit Gott an
Das sowas möglich ist und auch noch in der Bibel steht, hat mich immer schwer beeindruckt:
Jakob tritt Gott und den offensichtlich widrigen Umständen mit seinem eigenen Lebensentwurf entgegen. Er findet sich nicht ab, sondern lehnt sich auf und kämpft für seine Ideen und kommt erstaunlicherweise damit auch durch. (Bei aller Problematik, die das Wort "Erfolg" in diesem Zusammenhang auch haben mag...)

Fazit2: Leben mit Gott läuft nicht auf vorbestimmten Gleisen ab. Es ist kein "Wecker", den der liebe Gott am Anfang ein für allemal aufgezogen hat, und der dann seine Sekunden unerbittlich heruntertickt bis zum unvermeidlichen Ende. Es gibt keinen "festen Lauf der Dinge", keine "Vorhersehung" oder "Schicksal". Man kann unserem Gott mit seinen eigenen Vorstellungen entgegentreten, sich mit ihm reiben und mit ihm ringen und man kann tatsächlich auch seine Pläne beeinflussen. Gott ist kein kalter und ferner Gott, den die Ansichten seiner Geschöpfe "nich die Bohne interessieren", sondern einer, der auf uns einzugehen bereit ist und der seine Absichten um der Menschen willen auch ändert.

Fazit3: Auseinanderseztung mit Gott verändert. Sie ist nicht zum "Nulltarif" zu haben. Sie darf keine vorgegaukelte und scheinheilige Sache sein, bei der man selbst eigentlich schon weiß, wie sie ausgehen soll. Sie verlangt von uns die Bereitschaft, an seinen eigenen Vorstellungen auch substanzielle Änderungen zuzulassen. Dies bringt meiner Ansicht nach die Stelle mit dem "Schlag auf die Hüfte" zum Ausdruck. Jakob kommt nicht ungeschoren davon. Für den Rest seines Lebens hinkt er. Wer also seine Lebensentwürfe mit Gott "ausraufen" will, der muß mit offenen Karten spielen. Mit einem Heuchler oder "billigen Jakob" als Gegenüber, läßt Gott sich nicht abspeisen.
Wer aber dazu bereit ist, kann sich sicher sein, daß Gott ihm seinen Segen gibt und ihm die Freiheit läßt, auch seine eigenen Träume zu leben.


Damit gebe ich weiter an Ralf Kalmar


Viele Grüße


Matthias Kreutz
Gebietsleiter
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